Ines Colmorgen + André Wyst - Friends of Friends / Freunde von Freunden (FvF)

Ines Colmorgen + André Wyst

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Ines Colmorgen und André Wyst sind zwei bessere Hälften, die sich vor 7 Jahren gefunden haben und die heute immer noch sehr viel mehr als nur ihr guter Stil vereint. Sie haben Ihre ihre Träume und Leidenschaften verwirklicht. Ines hat ihren lang gehegten Wunsch, einen Kinderladen zu eröffnen, umgesetzt. André liebt Print und schafft es, als Art Direktor für drei Magazine zu arbeiten, die sich mit seinen großen Interessen Interior, Produktdesign, Auto und Illustration für Kinder decken.
Wir haben Ines und André in der Torstraße besucht und mit der Kamera einige Eindrücke ihrer privaten Umgebung eingefangen. Wie sich die beiden kennengelernt haben, was sie für Autos fahren und wo sie früher gewohnt haben, erfährt man im Interview.

Seit wann wohnt Ihr in der Wohnung?
Ines: Seit zwei Jahren. Wir haben vorher separat in kleinen Wohnungen gewohnt. Ich in der Leipzigerstasse im 18. Stock, ganz klein, hell und mit einem Wahnsinnsblick. Die Wohnung habe ich schweren Herzens aufgegeben. Vorher hat dort ein Architekt gewohnt und daher musste man kaum was machen. Sie hatte rohe Betonwände, graues Linoleum und eine alte Küche aus den 60ern. Ein paar Sachen hatte ich schon gemacht, aber nur sehr wenig.
André hat in Prenzlauerberg gewohnt. Aber eher noch in einer Junggesellenwohnung mit Autoersatzteilen, Plastikgemälden und Schwertern.
Er hatte ein Zimmer voll mit Stühlen, aber es gab keinen Tisch. Es sah aus wie in einem Kinosaal.
André: Genau, und dann sind wir in die Torstrasse gezogen. Ich liebe ja Altbau. Ich bin im Altbau auch groß geworden, daher kam für mich auch nichts anderes infrage.

André ist ja gebürtiger Berliner und Du, Ines?
Ich komme aus Hamburg, bin aber in Schleswig-Holstein geboren und mit drei Jahren mit meiner Mama nach Hamburg gezogen. Ende ’99 bin ich dann nach Berlin gezogen.

Hast Du, seitdem Du bei der “AD” arbeitest einen anderen Stil dafür entwickelt, deine Wohnung einzurichten?
André: Ich habe mich früher auch schon für Produktdesign und Interior interessiert. Durch die “AD” kam natürlich dann ein neuer Einfluss und Blickwinkel hinzu. Ich glaube nicht, dass der Bereich erst dadurch interessant wurde. Ganz im Gegenteil, das Interesse bestand bei uns beiden bereits vorher. Es war nur eine Herausforderung, unsere beiden Stile zu vereinen.

Wie habt ihr dann die Schwierigkeit gelöst?
André/Ines: Ein Beispiel ist unser Bücherregal. Jeder hat seine eigene Seite, die er selbst mit seinen Sachen und persönlichem Stil einräumen durfte.

Wie bist du zur “AD” gekommen? Und was hast du vorher alles gemacht?
André: Ich habe bei der “Monopol” als Art Director angefangen und habe das Magazin drei Jahre begleitet. Dann habe ich dort aufgehört und war circa zwei Wochen zu Hause, da riefen sie mich direkt an. Sie hatten das demnach direkt mitbekommen. Davor habe ich das “Zoo Magazine” gemacht.

Aber du hast auch früher gesprüht oder?
André: Genau. Ich war auch eine ganz große Nummer hier! (lacht)

Zu welcher Zeit war das genau?
André: Das war zu ’86 und ’94. Und wir hatten zu der Zeit an der Mauer gewohnt, im Wedding. Das war wie ein Abenteuerspiel. Ich bin auch zweimal verhaftet worden mit Maschinenpistolen. Ich hab mir damals fast in die Hose gemacht. Heute lacht man darüber.

Und dann bist du über Graffiti zu Grafik gekommen?
André: Ich habe dann Siebdruckkurse gemacht. Mit dem Sprühen wusste ich, dass das nicht ewig so geht, sondern irgendwann lächerlich wird und habe dann mit Gestaltung angefangen für öffentliche Einrichtungen. Dann habe ich illustriert und Illustrationen z.B. an die Sparkasse und an ein Computermagazin verkauft. Dann ging es über zu Werbung, PR Materialien und zu den ersten Lookbooks.
Der Job beim “Zoo Magazine” war eine große Chance für mich. Dadurch ging es weiter mit Editorial Design. Ich bin einfach auch ein Printtyp. Ich habe keine Ahnung von Bewegtbildern. Bei mir wird alles gedruckt. Ich liebe Drucksachen, Magazine sowieso.

Was sind denn so deine visuellen Einflüsse, gibt es da Spezielles? Oder gibt es da Jemanden, mit dem du gerne zusammen arbeiten würdest?
André: Fabien Baron natürlich. Das wäre schon ein tolles Erlebnis. Aber generell gefallen mir doch eher die amerikanischen Titel.
Das NY Times Magazine und T Magazine gefallen mir, das Interview Magazine, die “W”, aber auch andere amerikanischen Condé Nast Titel, die das richtig gut machen. Ich mag Magazine, die man nach vier Jahren auch noch in Hand nehmen kann und die stabil bleiben.

Hast du schon mal dein eigenes Magazin gemacht bzw. was wäre dein ideales Magazin?
André: Nein. In Deutschland gibt es, glaube ich, nicht so den Markt für noch ein zweites subkulturelles Fashion-, Auto-, Lifestyle-Magazin. Es ist schon so schwierig genug, im Moment, und wenn sich da auch noch zwei bekriegen würden, wäre das sehr destruktiv.
Von der Idee finde ich die Intersection schon ziemlich gut. Ich hatte schon immer so etwas in der Art im Kopf.
Ines: Aber jetzt kommt ja auch noch ein Kindermagazin raus. “Anorak” heißt das.
André: Ja, das ist euch wieder eine Nische, aber eine ganz Spezielle. Das ist ein Kindermagazin wirklich für Kinder, d.h. Eltern können damit gar nichts anfangen. Das ist wirklich ganz bunt und auch aus einem Material, wo man reinmalen soll und kann.
Ich glaube, wenn man 12 ist, findet man es schon wieder uncool.

Und wie bist du zu einem Kindermagazin gekommen? Über Ines?
Ines: Ja, schon durch mich. Ich hatte es schon entdeckt. Bei “do you read me” gab es das. Und dann habe ich zu denen gesagt, da es ja auch ein englisches Magazin ist, dass man es so ähnlich machen könnte wie bei der Intersection. Sprich Artikel übernehmen und übersetzen und neue Sachen produzieren kann, worauf man gerade Lust hat. Die Ausmalgeschichten kann man ja so übernehmen.
Das ist die Publisherin von der “Face”, die das in England herausgebracht hat. Die erste Ausgabe wird irgendwann im Sommer erscheinen.
André: Die zukünftigen Ausgaben wollen wir zusammen entwickeln. Die haben schon immer gewusst, dass Deutschland ein interessanter Markt ist. Viel interessanter als Belgien oder England z.B. ist Deutschland immer noch ein wahnsinnig wichtiger Markt in Sachen Mode, Musik, Lifestyle und Konsumgüter. Es sieht immer so trostlos aus, aber hier wird eben viel Geld ausgegeben für diese Dinge.

Wie sieht‘s denn da noch aus mit Freizeit?
Ines: Wenig! Wenig! André arbeitet auch viel in seiner Freizeit.
André: Nee, das ist nicht als Arbeit zu definieren. Ich mache ja auch nicht Segelflugmodellbau, wenn ich Zeit habe.
Ines: Andere Männer gehen halt dann zum Basketballspiel oder zum Fußball und das macht André nicht. Er will dann halt so ein Heft machen in seiner Freizeit. Warum auch immer. Nein, finde ich ja auch gut. Manchmal könnte ein bisschen mehr Freizeit allerdings nicht schaden.


André, glaubst Du noch an Printmagazine im herkömmlichen Sinn?

André: Ich glaube also generell, dass die Zeiten vorbei sind, in denen man ein Heft machen kann mit 22 Angestellten, das alle 14 Tage eine viertel Million Mal verkauft wird. Das wird es so schnell nicht mehr geben. Du macht lieber mit fünf coolen Leuten ein Heft, was 20.000 glückliche Leser hat und alle sind bezahlt. Lieber spezifischer, cooler, besser und interessanter.
Ines: Das ist ja bei den Läden genau das Gleiche. Wir haben H&M und es gibt ja Leute, die dort hingehen. Aber es muss auch die Nische geben für Leute wie uns, die lieber in die kleinen Läden gehen und in ein kleines feines Restaurant, wo der Betreiber selbst noch im Laden steht oder kocht und genau Bescheid weiß, weshalb er genau die Sachen eingekauft hat und woher die kommen. Diesen Bedarf gibt es halt immer mehr.
So ein bisschen, wie bei diesen “Tante Emma”-Läden. Also ich finde es auch super, wenn ich morgens meinen Kaffee hole und mich die Besitzerin fragt, wie es mir geht oder wie mein Tag war.

Ines, du hast ja früher sehr viel Styling in Berlin gemacht, wie bist du dann zum Einzelhandel gekommen?
Ich habe früher viel Styling für Musikvideos gemacht. Das war in Berlin auch das Einzige, was es damals so richtig gab. Magazine gab es ja noch nicht so richtig vor ’99, sondern eher eine Musikszene. Außer der Style and The Family Tunes gab es hier in Berlin nichts Weiteres. Ich hatte natürlich auch noch viele Hamburger Kontakte und bin dadurch auch viel hin und her gependelt und bin immer wieder in den Einzelhandel gerutscht. Ich habe hier bei Bless gearbeitet. Als der “A.P.C.”-Laden aufgemacht hat, habe ich dort die Filialleitung gemacht. Beim Styling wusste ich, dass ich das nicht mein Leben lang machen möchte, sondern ich mich eigentlich mehr im Verkauf sehe, weil es mir so viel Spaß macht.

Und wie kam dann die Idee einen Kinderladen aufzumachen?
Das war schon zum Studium ein Traum von mir. Ich habe immer gedacht, irgendwann mache ich das. Ich wollte es aber nicht mit zwanzig machen. Wer will sich das dann auch schon so früh ans Bein hängen. Das ist ja auch sehr viel Verantwortung.
Dann nach zehn Jahren Stylingjobs und ein paar Abstechern in den Einzelhandel, habe ich mich dann doch dazu entschlossen.
Davor habe ich noch eineinhalb Jahre Erfahrungen in einem Charlottenburger Kinderladen gesammelt. Das war eine sehr tolle Zeit und es war auch super mal aus Mitte rauszukommen und in eine andere Welt zu schlüpfen. Dann habe ich dort gekündigt und im Juni 2007 den Laden hier in Mitte aufgemacht.

Du hast ja auch vor Kurzem die Straßenseite gewechselt und bist in die Auguststraße gezogen.
Ines: Ja, Anfang diesen Jahres bin ich umgezogen. Der Laden ist größer und auch schöner, finde ich.


Soweit ich weiß, hast du ja auch alles selbst gebaut mit der Unterstützung deines Vaters?

Ja, mein Vater hilft immer mit. Den Tresen haben allerdings richtige Tischler gebaut. Ein guter Freund von André hat ihn gemacht. Aber alles drum herum haben wir selbst gemacht, in beiden Läden.

Wann habt ihr euch eigentlich kennengelernt?
2003 oder 2004. Eigentlich ganz lustig. Der Mann einer Freundin, bei der ich immer babygesittet habe, war mit André befreundet. Der wusste, dass ich nähen kann. André suchte jemanden, der für seine kleine T-Shirt Kollektion die Labels hinten reinnäht.
Dann hat mich der Thomas an André vermittelt und er hat mir einen Euro pro Shirt gezahlt. Insgesamt waren es 250 T-Shirts (lacht). Genau, dann habe ich also die Labels eingenäht und so haben wir uns eigentlich auch kennengelernt.

Was war das für eine Kollektion?
Das waren so T-Shirts mit stilisierten alten Autos drauf.

Und wo hat er die verkauft?
Ich glaube in einem Onlineshop…das war so ein Nebenprojekt. Das war ja auch die Zeit , wo man bedruckte T-Shirts gut fand. Und dann hat er auch oft Presse bekommen in Autozeitschriften, wodurch es dann ganz gut lief.

Und fährst du eigentlich auch mal ab und zu den BMW?
Ines: Den bin ich ehrlich gesagt noch nie gefahren.
André: Aber ich hab‘s dir schon oft angeboten.
Ines: Ja, aber ich habe ja selbst auch meinen alten Mini. Ich habe auch immer Angst, dass ich eine Beule in den BMW fahre.

Der steht ja immer in der Garage. Fährst du ihn denn selbst ab und zu mal?
André: Ja, im Sommer jetzt. Wir holen den schon raus, wenn mir mal rausfahren möchten. Letzte Woche waren wir bei Storkow.
Und letztes Jahr sind wir auch eine Ralley gefahren, sind da jedoch nur Vorletzter geworden.

Was waren da für Autos dabei?
Ines: Richtig alte Autos. Viele 20er und 30er Jahre Autos, aber auch aus den 60ern. Total bullige Wagen.
André: Aber da geht es ja auch eh mehr darum die Landschaft zu erleben. Ist ja auch eher ein Rentnersport.
Ines: Das sieht toll aus, wenn die dann da so durch die Landstraßen fahren und dann gibt es ein Mittagessen in einem Schloss tralala.

Wie viele Magazine lest ihr beiden, bzw. habt ihr im Abo?
Ines: Wir haben gar keine im Abo.(lacht) Der André bringt die Condé Nast Titel immer von der Arbeit mit. Ich selbst gehe ab und zu zu “do you read me”. Als ich jünger war habe ich mir viel mehr Magazine gekauft, wie z.B. das Purple Magazine oder Selfservice.

Wir haben uns sehr gefreut, bei Ines und André zu Gast sein zu dürfen und wer noch mehr wissen möchte, hier ein paar Links.
André ist Art Direktor bei folgenden erwähnten Zeitschriften: Architetcural Digest Deutschland, Intersection Magazin und Anorak.
Wer sein Kind stilvoll von Ines ausstatten lassen möchte sollte unbedingt persönlich bei Petite Boutique in der Auguststraße 26a vorbeischauen.

Interview: Mariam Koorang und Frederik Frede
Fotos: Ailine Liefeld

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