Eike König - Friends of Friends / Freunde von Freunden (FvF)

Eike König

Advertisement

In einem Hinterhof in der Nähe der Bergmannstraße erreichen wir den Hort. Ein besonderer Ort voller kreativer, talentierter, internationaler Grafikdesignerinnen und Designer. Eike König ist Gründer und sogenannter Leiter der Gruppe. Seine offene und witzige Art schaffen eine familäre Atmosphäre, die einen sofort beim Betreten des Büros erreicht.

Der Hort erlangte schon viel internationales Ansehen, nicht zuletzt für die Nike USA Basketball Kampagne mit Lebron James. Ausserdem gestalteten sie die gesamte Identität für Booka Shade, das neue Album des Berliner Künstlers Sido und viele weitere Musik Künstler.
Wir sind froh, dass wir eine knappe Stunde mit Eike und seinem Team verbringen durften. Dabei entstanden einige Fotos und ein spannendes Gespräch.

Hallo Eike, schön Dich hier im Hort zu treffen. Wenn man hier reinkommt, hat man tatsächlich immer das Gefühl in einem Hort zu sein.
Wie kamst Du auf den Namen “Hort” und was macht er für Dich aus?

Ich habe 1994 mein Büro, in einer Gegend in Frankfurt, wo die Grünen groß geworden sind, gegründet. Sie hatten einen Fabel für selbst initiierte Kindergärten, die so genannten Horte. Da das in umittelbarer Nähe meines Büros war, habe ich mich immer gefragt, was mit groß gewordenen Kindern, wie mir, nach der Schule passiert? Ich habe damals viel mit Studenten zusammen gearbeitet, was teilweise sehr chaotisch war. Irgendwie ist dies aber zu meinem Programm geworden. Ab da an wollte ich selbst einen Hort gründen.
Ich betrachte das Ganze als Schutzraum für Designer. Viele aus dem Team habe ich ganz jung kennengelernt. Die Leute sollen sich hier finden, mutig werden, eine Stimme bekommen, experimentieren, aber auch versagen. Ich stehe sozusagen an der Front, vor dem Kunden, und kämpfe für unsere Idee.

Wann seid ihr nach Berlin gezogen?
Seit ca. zwei Jahren sind wir nun in Berlin. Erst hatte ich ein Büro in der Kastanienallee in Aussicht bis ich dann vor Ort sah, was diese Straße auf sich hat. In die ‘Kastingallee’ wollte ich dann nicht mehr. Nach einem weiteren Jahr in Frankfurt haben wir dann Kreuzberg gewählt – Kreuzberg ist mein Berlin.

Man hat manchmal das Gefühl, Du arbeitest 24 Stunden am Tag. Was machst Du, wenn Du mal nicht arbeitest? Wo geht ihr, wo gehst Du hin?
Als Studio gehen wir hier im Umfeld essen. Natürlich waren wir in den ersten Wochen fast täglich bei Curry 36, bis es uns zu den Ohren raushing.
Ich persönlich bin sehr gerne im Würgeengel, Kirk Royal, im Ballett, Theater, Kino. Die meiste Zeit verbringe ich aber hier im Büro. Das liegt vermutlich daran, dass wir viel für die Westküste Amerikas arbeiten. Jeder hat seinen eigenen Rhythmus – ich selbst komme oft erst um 12 und arbeite dann bis nachts.

Du hältst viele Vorträge an Universitäten und Akademien. Wie fühlst Du Dich als Professor/Dozent? Was genau lehrst Du?
Ich habe schon einige Gastprofessuren gemacht und fühle mich eher als Begleiter, anstatt Lehrer.
Ich selbst war während meines Studiums sehr unzufrieden mit meinen Professoren, weil sie nicht auf meine Bedürfnisse und Ideen eingegangen sind. Ich versuche eher den Studenten an sich zu sehen, zu schauen woher er kommt, was ihn interessiert, was seine Möglichkeiten sind. Wie kann ich ihn als Person so fördern bzw. begleiten, dass er innerhalb seines Umfeldes stark und mutig wird und eine gestalterische Sicherheit bekommt? Das geht nicht über Lehren. Dies würde bedeuten, ich weiss es besser. Ich sage zu meinen Studenten immer „Glaubt mir nicht“. Denn alles was ich weiss, habe ich selbst nur gehört oder erfahren. Viel wichtiger ist es, den Professor in Frage zu stellen. Für mich ist die Arbeit an Universitäten auch eine Art Deal – Ich werde auf der einen Seite dafür bezahlt, im Gegenzug möchte ich aber auch etwas von den Studenten. Ich möchte ihre Geschichte hören. Ich möchte sehen, wie sie an Ideen rangehen. Auch inspirieren sich mich dadurch selbst. Das ist unser heimliches Abkommen.

Gibt es bestimmte Arbeitsprozesse, die ihr als Team regelmäßig durchlauft?
Nach dem Briefing mache ich mir Gedanken und fange an ein Team zu bilden. Wer passt dazu, welche Pole könnte ich integrieren, was könnte spannend sein. An großen Projekten arbeitet in der Anfangszeit erst das ganze Team daran, damit viel Unterschiedliches entwickelt wird. Mit der Zeit wird das Team immer kleiner. Mir ist es hierbei sehr wichtig, dass hier alle Individuen bleiben und nicht so arbeiten und gestalten wie ich, sondern ihre Möglichkeiten in den Topf mit einwerfen. Ich möchte die Leute so lassen, wie sie sind und sehe dies eher als Bereicherung. Das Einzige, was uns verbindet, ist die Vision.
Viele Menschen haben Angst davor, zuzugeben, dass die eigene Idee schlechter ist, als die eines anderen. Damit habe ich kein Problem. Und wenn es die des Praktikanten ist – ich bin dafür.

Gibt es bestimmte Elemente in deinen Arbeiten, die Deinen Stil beschreiben oder die immer mal wieder auftauchen?
Das Konzept definiert die Visualisierung. Man sieht natürlich, dass wir eher in der holländischen Systementwicklung angesiedelt sind. Wir machen aber auch viel mit der Hand, das liegt daran, dass ich mit der Hand gelernt habe. Als ich studiert habe gab es noch keinen Computer. Ich verbinde immer ein Erlebnis mit Gestalten. Das erleben von Raum, Material – auch etwas handwerklich zu machen. Der Computer an sich ist schon sehr tunnelartig und die Lösungen sind am Ende dann doch immer programmiert.

Woher hast Du Deine sehr liberale Einstellung deinen Mitarbeitern und auch Studenten gegenüber – bist Du selbst so erzogen worden?
Das frage ich mich auch, ehrlich gesagt. Mein Großvater war ein sehr strenger Mann, meine Eltern Sozialisten. Ich habe selbst sehr viel Ungerechtigkeit in meinem Leben erlebt. Das klingt jetzt wie ein Drama, aber so kleine Ungerechtigkeiten waren es schon. Man hat mich in der Uni vorgeführt, hat mich vor 20/30 Studenten zum Deppen gemacht. Danach habe ich mir geschworen, selbst nie so mit anderen Menschen umzugehen.
Die damalige Schallplattenfirma, in der ich gearbeitet habe, war ähnlich aufgestellt, wie wir heute. Das war mein Firmenvorbild. Mein Verhalten oder meine Einstellung ist keine Strategie – man muss nur selbst darauf schauen, wie man behandelt werden möchte. Das ist nicht schwer und das Schöne ist: Es kommt alles zurück.

Was macht Eike im Jahr 2015?
Es gibt eine Vision von mir – ich würde gerne in 10 Jahren eine eigene internationale Masterklasse aufmachen und mit Leuten, die ich in meinem Leben kennen gelernt habe, zusammen arbeiten.

Eike und sein Team strahlen Spaß an der Arbeit aus und geben einem ein Gefühl von “hier will ich auch arbeiten”. Wir sind gespannt auf die nächsten Arbeiten und Produkte von Eike und freuen uns, dass er und sein Team hier dabei sind.

Mehr Informationen zum Hort findet ihr hier, oder auch bei facebook und flickr.

Interview: Tim Seifert, Pelén Boramir
Fotos: Ailine Liefeld

Advertisement