Arun Markus - Friends of Friends / Freunde von Freunden (FvF)

Arun Markus

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Die Geschichte und der Werdegang von Arun Markus fangen in den frühen Skate-, Club- und Sprüherzeiten Westberlins an und mündet heute in der Tätigkeit als Kreativdirektor und Manager des Berliner Studios Undplus, in Partnerschaft mit Fabian Johow.
Als ausgebildeter Architekt kombiniert Arun heute Herkunft mit beruflichen Ambitionen und entwickelt mit seinem Partner Fabian Johow Konzepte und Ideen im urbanen Kunst-, Design-, Fashion- und Medienbereich. Dabei profitiert er von seiner Erfahrung und einem internationalen Netzwerk an Künstlern und Kreativkräften.
So kam es nicht überraschend, den einen oder anderen Schmankerl aus den jungen Jahren der Berliner Club- und Skaterszene zu hören, alte HipHop-Klassiker aus dem Plattenschrank zu begutachten, gleichzeitig mehr über UNDPLUS und die aktuellen Projekte zu erfahren.

Du bist Berliner. Wo genau in Berlin bist du aufgewachsen?
Ich bin am Mexikoplatz in Berlin-Zehlendorf aufgewachsen. Danach habe ich eine lange Zeit im Charlottenburger Kiez gewohnt. Wir haben damals fast alle in einer Gegend gewohnt: Leute wie Robert Stoye, Stefan Batsch und viele Berliner Skater mit Rang und Namen. Ich habe im Alter von elf Jahren das erste Mal auf dem Brett gestanden. Das Skaten und der Alltagsablauf, der das Skaten mit sich brachte, haben unsere Truppe täglich zusammengebracht. Zum Studium bin ich dann erst nach Mitte gezogen.

Wie würdest du damals die gesamte Connection und das Lebensgefühl der Berliner Skateszene beschreiben?
Das war für uns alle eine tolle Zeit. Skaten war unsere große Leidenschaft, über die ich Djs, Kreative, Filmemacher und Fotografen kennenlernte. Die waren immer so zwei bis drei Jahre älter als wir. Wir waren damals immer die „Kleinen“- Sam Harithi, Robert Stoye und ich. Trotzdem herrschte immer ein starker Zusammenhalt. Über das Skaten kam eigentlich das Netzwerk zustande, von dem ich auch heute noch stark profitiere- sowohl freundschaftlich, als auch beruflich.


Wie hat sich dieses damalige Kollektiv weiterentwickelt?

Sagen wir mal so: Wo heute Leute Djs, Blogger und Musikproduzenten sind, hat damals jeder auf dem Brett gestanden, der was auf sich gehalten hat. Die ganzen Kreativen, die heute echt gute Sachen veranstalten, kenne ich größtenteils aus der Skaterzeit. Das hat sich dann weiterentwickelt in Richtung Graffitiszene, es lief teilweise natürlich parallel. Dann kam die ganze Clubszene dazu. Mit 13 war ich glaub ich zum ersten Mal im Jungle Club. Damals hatten wir noch unseren Eltern erzählt, wir seien alle bei einem Skate-Contest, damit wir länger unterwegs sein konnten.
Nach und nach haben dann die ersten Skater angefangen in Clubs aufzulegen, das hat sich alles ziemlich schnell entwickelt. Dadurch ergaben sich enge Verbindungen zu einer ganzen Truppe von Leuten aus der Dj- und Clubszene. Wir waren bei der ersten Welle des WMF dabei und hingen ständig in den damals angesagten Clubs rum. Eine spannende Zeit.


Dein erster Skatespot in Berlin?

Der erste Skatespot in Berlin war, meine ich, der Pool in Marienfelde mit Leuten wie zum Beispiel Henrik “Henne” Kürschner, der heute auch noch vielen ein Begriff sein dürfte. Danach kam irgendwann die Neue Nationalgalerie und das Kulturforum. Außerdem waren wir damals noch oft in der amerikanischen Siedlung, hinten bei der Halfpipe in der Clayallee. Zu der Zeit hatte sogar das legendäre Kaufhaus PX noch geöffnet und die US-Armee war noch vor Ort stationiert.


Du hast Architektur studiert. Bist du in dem Bereich zur Zeit noch aktiv?

UNDPLUS läuft seit knapp einem Jahr hauptberuflich und wird auch immer intensiver. Ich versuche, wo ich kann, die Grundlagen, die ich als Architekt erlernt habe, mit einfließen zu lassen. Meine dreijährige Erfahrung als Architekt bringt mir eine ganze Menge, wenn man beispielsweise einen Raum bespielen oder räumlich denken muss. Wir können uns als Agentur zukünftig gut vorstellen, Aufgaben in den Bereichen Raumgestaltung, Interior Design und Konzepte für die Gestaltung von Messeständen zu übernehmen. Innovative Shop-Konzepte, wie das Konzept des Urban Gallery Stores, sind nur Teil unseres zukünftigen Aktionsradius.
Selbstständiger Architekt zu sein ist verdammt hart und das Angestelltendasein war noch nie wirklich mein Ding. Als Architekt hat man eine riesige Verantwortung, das wird oft unterschätzt.


Erzähle uns ein bisschen was zu der Kombination bei UNDPLUS.

Bei uns fließen viele unterschiedliche Erfahrungen in einem gemeinsamen Studiokonzept zusammen. Da wäre zum einen mein Netzwerk aus früheren Berliner Zeiten, meine Ausbildung zum Architekten, zum anderen, was ich als sehr wichtig empfinde, die Musik-, Club- und Gastronomieerfahrungen und Übersicht von Fabian, meinem “partner in crime”. Aus diesen Einflüssen ergibt sich unsere Agentur und das gestaltet die Zusammenarbeit sehr erfüllend.

Wie seid ihr zu der Idee gekommen?
Die Idee kommt nicht von irgendwo: Die Erfahrungen in den Bereichen, die wir abdecken, waren bereits vorhanden. So hatte ich damals bereits ein eigenes Streetwearlabel mit Robert Stoye und Stefan Batsch namens Indeago. Wir hatten 1998 die meist verkaufte Streetwear-Hose Deutschlands auf dem Markt. Die Idee der Marke fand sich im Bereich Droors oder Fresh Jive wieder.
Wir sind damals nach Polen gefahren, haben uns 100 Hosen herstellen lassen und diese dann an unterschiedliche Läden in Berlin über Kommission verteilt. So fing das an.
Relativ schnell ist daraufhin ein Investor eingestiegen und mit dem Wachstum kam auch der Stress. Im Endeffekt landete die ganze Sache vor Gericht. Wir waren damals 22 oder 23 Jahre jung und total unerfahren.
Ich habe also sehr früh mit selbstständigen Projekten angefangen, mich dann aber, für Studium und Schule, noch einmal aus dem Arbeitsleben zurückgezogen. Viele von uns Jungs bewegten sich damals im erweiterten Umfeld des noch sehr jungen Lodown Magazines, das zu der Zeit das erst Mal erschien.
Die Anfänge kennen heute nur noch die Wenigsten. Alles, was wir jetzt aktuell mit UNDPLUS planen und umsetzen, ist nicht wirklich Neuland für mich.


Solche Erfahrungen prägen sich natürlich ein und rüsten für die Zukunft..

Ja, klar. Außerdem habe ich drei Jahre in einem großen Architekturbüro gearbeitet und teilweise eine harte Zeit durchgemacht. Da hat sich dann doch am Ende eine gewisse Unzufriedenheit angestaut. Ich finde den Beruf noch immer erstrebenswert und interessant, habe aber ein wenig die Lust verloren. Ich hatte oft das Gefühl, ich bin einfach nicht „nerdig“ genug, um mein Leben komplett einer Sache zu verschreiben. Ich lebe nicht für Architektur. Ich lebe auch nicht für Kunst und auch nicht für Design. Ich mache einfach Sachen, die ich gut finde. Und da gibt es eine Menge.
Es gibt teilweise Grafiker Berlin, die sind so “nerdig”. Die haben irgendwo auf diversen Dörfern studiert und sind so krass unterwegs, dass sie nur aus dem Grund umsonst arbeiten, weil sie auf das Thema Berlin und irgendwelche Projekte stehen. Sowas beeindruckt mich. Da ich allerdings schon eine Weile in dem Rummel dabei bin, relativiert sich der Hype um viele Dinge. Bei uns funktioniert es aktuell ganz gut und die Nachfrage nach unserem Angebot ist definitiv vorhanden. Nächstes Jahr sieht es vielleicht schon wieder anders aus, das kann man nie voraussagen.

Was steht aktuell bei UNDPLUS an?
Bei uns nimmt der Gedanke der kreativen Konzeption, im Sinne von Agenturarbeit, immer klarere Gestalt an. Mit unserem CollabRoom UNDPLUS haben wir immer die Möglichkeit, neue Ausstellungskonzepte zu verwirklichen und werden das auch dieses Jahr konsequent ausbauen. Außerdem geht unser Online-Store in den nächsten Tagen mit einer Auswahl an Produkten an den Start. Ganz aktuell steht im Kunstbereich die erste internationale Zusammenarbeit mit den Jungs von TOY aus Manchester an, worauf wir sehr gespannt sind. Weitere News geben wir regelmäßig auf unserer Website bekannt.

Es ist immer wieder schön mit Menschen zu sprechen, die sich ihrer Herkunft bewusst sind, viel erlebt und klein angefangen haben. Am Freitag, den 26. Februar, findet im CollabRoom in der Torstraße 66 eine Ausstellung internationalen Kalibers mit Toy aus Manchester (UK) statt. Wer Lust und Zeit hat, sollte sich das nicht entgehen lassen.
Mehr Informationen zu Arun und Fabian findet ihr in unserer Reportage zum Urban Gallery Store No. 2 und natürlich auf der offiziellen Website von UNDPLUS.

Interview: Tim Seifert
Text: Luisa Bacigalupo
Fotos: Ailine Liefeld

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