Günther H. Stelly - Friends of Friends / Freunde von Freunden (FvF)

Günther H. Stelly

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Im Berliner Westend öffnet sich das Reich von Günther H. Stelly, Chef-Designer der Manufaktur Edsor Kronen. Die Wohnung bietet einen bisher nicht gesehenen Reichtum an Mobiliar, an Historie und Internationalität. Die Einrichtung besteht aus einer der umfangreichsten antiken chinesischen Kunstsammlungen Deutschlands. Besonders der asiatische Raum hat es Günther H. Stelly seit Jahren angetan. Acht Jahre hat die aktuelle Zusammenstellung seiner vorwiegend chinesischen Einrichtung gedauert.

Inmitten von Ming Vasen, chinesischen Plastiken und kleinen Vogelkäfigen sitzt Günther, in einen schwarzen Kimono gehüllt an einem großen Holztisch in seiner Küche. Dass Günther H. Stelly ein Kosmopolit und Ästhet ist, spürt man sofort. Auch seine Gastfreundschaft. Er serviert Tee und wir beginnen unser einstündiges Gespräch mit ihm.

Günther, der vor 35 Jahren die Firma seines Vaters übernahm, ist viel gereist in seinem Leben. Aus diesen Reisen hat er sein zu Hause geschaffen. Liebevoll und detailgetreu. „Heute würde ich minimalistischer leben“ sagt er. Günther H. Stelly ist in ständiger Entwicklung. Er ist am Puls der Zeit. Seine Neugierde erfüllt den Raum. Auf der ganzen Welt sammelt er Inspiration für das Leben und seine Arbeit. „Richtest du dich nach Trends?“ fragen wir und er antwortet: „Ja sicher, aber frag mich jetzt nicht was ein aktueller Trend ist.“ Günther H. Stelly hat seine eigene Welt, in dieser ist er zu Hause. Genauso wie in Italien, seiner zweiten Heimat. Einmal im Monat fährt er nach Como. Italien bedeutet für ihn Kultur, Schönheit und Gastfreundschaft. Dort fühlt er sich sichtlich wohl, dort werden auch die Stoffe für die Krawatten, Schleifen, Kummerbunde und Morgenmäntel produziert. Entwerfen tut er alles selber. Per Hand. Er greift zu einem Bleistift und einem Stück Papier und fängt an zu zeichnen. Für einen kurzen Augenblick haben wir einen Einblick. In diesem kreativen Moment. Der Moment, in dem Günther H. Stelly eins wird mit seinen Designs und seinen Ideen. 100.000 Stoffe hat er seit 1974 designt. 1.600 Stoffe in einer Saison, die ausschließlich aus italienischer Seide hergestellt werden. Vor Ort in Como begutachtet er die Webarbeit. Ein langer Prozess, der erst endet, wenn alles perfekt ist.

„Neben ausgefallenen Designs gibt es immer auch Basics in jeder Kollektion“ sagt Günther H. Stelly. Für die Politiker. Und von denen hat er die Wichtigsten ausgestattet. Viele Jahre trug Helmut Kohl Edsor Kronen. „Extra in Überlänge angefertigt“ witzelt Günther. Auch Philipp Mißfelder und Klaus Wowereit sind Edsor Kronen-Kunden.

Nach einer halben Stunde kommt Jan-Henrik Scheper-Stuke zum Gespräch dazu. Er ist der neue Marketing-Kopf und CEO der Manufaktur und enger Vertrauter Günther H. Stellys. Das merkt man sofort. Er fängt an zu schwärmen. „Die letzte Bastion guten Geschmacks“ nennt er Günther H. Stelly. „Er ist das Pflaster des guten Geschmacks. Überall wo schlechter Geschmack herrscht, klebst du Günther H. Stelly drauf und alles ist wieder in Ordnung.“

„Günther verfolgt eine stringente Linie in der Herstellung der Kollektion. Er hat ein fotografisches Gedächtnis. Wenn er um die Welt reist, sieht er Dinge, neue Farben, denkt schon in neuen Stoffen. Dann greift er zu seinem Werkzeug, dem Bleistift und Papier und fängt an zu zeichnen. Danach verarbeitet Alice seine Skizzen mit dem Programm Illustrator.“ So beschreibt Jan-Henrik Scheper-Stuke den Prozess von Günther H. Stellys Arbeit.

Beide sind ein eingespieltes Team. Nicht nur die Arbeit verbindet sie, sondern auch die Ästhetik, der Genuss und das Dolce Vita. Am liebsten essen beide Schnitzel. Abwechselnd im Borchardt, Schneeweiß oder Engelbecken. Und manchmal kocht Günther selbst in seiner geräumigen Küche. Für alle Menschen, die ihm nahe stehen. Am liebsten italienisch. Am liebsten Tafelspitz.

In dieser Küche also, wo wir gerade sitzen und noch viele Stunden weiter die Gegenwart Günther H. Stellys genießen würden, endet das Gespräch in einem wohligen Strom aus gesammelten Anekdoten und einer aktuellen Literaturdebatte. Ja, er ist sie. Die letzte Bastion guten Geschmacks.

Text: Mirna Funk
Interview: Tim Seifert
Fotografie: Ailine Liefeld

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