Marko Djurdjevic - Friends of Friends / Freunde von Freunden (FvF)

Marko Djurdjevic

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Fünf Zigaretten und ein paar Dosen Red Bull. Ein Frühstück, das Helden zum Leben erweckt. Zutreffend in doppelter Hinsicht, spricht man von Marko Djurdjevic. Ein in Berliner lebender Held, der mit Stift und Papier Bilder-Fantasien und Helden-Sagen in Form von Comics verfasst. Als Held würde er sich, sympathisch bescheiden, wohl nie bezeichnen. Zeichnen ist sein Job, trotzdem funkeln seine Augen, wenn man etwas tiefer in das Thema Comics einsteigt. Marko verdient als Comic-Zeichner unter der Fahne des Marvel-Verlags sein Geld. In New York darf man sich mit Hunderten von Fans für eines seiner signierten Comics anstellen, in Berlin kann er noch weitestgehend unerkannt über die Straße gehen. Warum er den Aspekt der Unbekanntheit und das Klima der Stadt Berlin schätzt und aus welchen Gründen bei früheren Ausflügen nach Berlin die Ehrfurcht das Wohlgefallen erdrückte, erklärt er uns im Interview.

Wann kamst Du das erste Mal nach Berlin?
Das war 2001, nachdem ich mein Kommunikationsdesign-Studium abbrach. Da mir die Decke auf den Kopf fiel, verbrachte ich hier zwei Jahre. Ich versuchte, mir hier etwas aufzubauen, bin aber kläglich gescheitert.

Warum?
Vermutlich weil ich einfach absolut niemanden kannte.

Wie ging es dann weiter?
Nach einem Jahr in Frankfurt bekam ich ein Angebot aus San Francisco von Massive Black – ich nahm an und entwarf Kostüme, Charaktere und Design-Gegenstände. Alles, was man eben braucht, um einen Film zu füttern.


Worin siehst Du die Unterschiede von San Francisco zu Berlin?

Die Unterschiede sind wie Tag und Nacht. San Francisco ist meine zweite Heimat, meine besten Freunde leben dort, und ich versuche, zumindest 3 drei Mal im Jahr hinzufliegen. Auf der anderen Seite ist es keine Welt, in der Du eine Familie gründen möchtest, die ich bereits auch habe. Daher entschied ich mich auch wieder für Deutschland: ich kenne das Leben hier, das Schulsystem und all die anderen Dinge.

Wann hast Du Dich zur Rückkehr entschieden?
2006 kündigte ich. Mit mehr Erfahrung in der Tasche startete ich dann einen neuen Versuch in Berlin.

Und beim zweiten Anlauf hat es ja dann offensichtlich geklappt.
Genau. Und ich hatte einen Exklusivvertrag von Marvel in der Tasche. Sieben Jahre musste ich mich vertraglich binden, jetzt bin ich im vierten.

Hat ja einige Vorteile, so ein Exklusivvertrag, oder?
Von der Konkurrenz muss ich die Finger lassen, aber man bekommt definitiv bessere Preise und mehr Sicherheit.


Hast Du schon immer nur Comics gezeichnet?

Als Teenie haben sie mich extrem interessiert, aber das verflog ganz schnell wieder. Ich bin in der klassischen Buchillustration gelandet und habe mich mit verschiedenen Dingen über Wasser gehalten. Der erste Durchbruch kam dann erst 2004, als ich in den Staaten arbeitete. Mein Talent war nach all den Jahren von mir selbst so geschult und geschärft, dass ich meine Karriere endlich anfangen konnte auszubauen.


Was bedeutet es, wenn Du sagst, selbst?

Soweit ich mich zurückerinnern kann, hatte ich immer einen Stift in der Hand. Der Stift war als Kind schon immer interessanter für mich als ein Fußball. Und durch kontinuierliches Hinsetzen und Üben wurde ich ein routinierter Zeichner. Eine Mordsgeduld muss man dafür mitbringen.

Hast du eine Faszination für diese Helden?
Ich verstehe die Relevanz, die die Marvel-Helden in Amerika haben. Schließlich ist es ein Land ohne Legenden, ohne Märchen. Sie mussten einen Mythos erst selbst generieren, deswegen ist der Comic in Amerika auch größer als überall anders auf der Welt. Aber der Bezug dazu fehlt mir komplett. Ich habe lieber Geschichten über Herkules gelesen.


Mit welchen Werkzeugen arbeitest Du?

Mit Bleistift fing ich, dann Tusche, Acryl, Öl – aber der Computer ersetzt heute natürlich viel, gerade im Produktionsbereich, wo es monatliche Abgaben gibt. Ich male vor, scanne diese Vorlagen ein, und male dann am Rechner darüber. Man produziert keine Originale mehr außer den Bleistiftskizzen, das ist schade. Aber vor drei Jahren hätte ich analog wahrscheinlich nicht einmal die Hälfte geschafft.

Wo sammelst Du Inspiration?
Gar nicht. Normalerweise setze ich mich nur hin und produziere.

Um noch mehr Einblick in die Arbeit und die Welt von Marko Djurdjevic zu bekommen, schauen Sie doch auf sein Blog von Sixmorevodka und überzeugen Sie sich davon, dass er nicht nur eine Arbeitmaschine ist, sondern weitaus mehr.

Interview: Tim Seifert
Text: Jeanette Hepp
Fotos: Ailine Liefeld

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