Nikolaus Jagdfeld - Friends of Friends / Freunde von Freunden (FvF)

Nikolaus Jagdfeld

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Bei Niki Jagdfeld gibt es immer was zu sehen, egal ob in seinem neuen Cabinet Store – Teil des Departmentstores im Quartier 206 – oder in seinen privaten Räumlichkeiten gleich um die Ecke. Überall stolpert man über kleine Inspirationsquellen, tolle Ideen und seltene Einrichtungsgegenstände.

Es wird nichts dem Zufall überlassen. Und hört man Niki dabei zu, wie er über seine Projekte und Ideen spricht, spürt man direkt seinen Enthusiasmus und die Begeisterung, die er bei der Umsetzung empfindet.
Nach ein paar Sushi-Rollen im Restaurant Umatoo (Atrium Quartier 206) – sehr zu empfehlen! – machten wir gemeinsam mit Niki eine kurze Tour durch seinen neuen Store (das Konzept ist aus einer Kollaboration mit seiner Freundin Johanna von Boch und seiner Mutter Anna Maria Jagdfeld entstanden), und schlossen das Treffen in seiner Privatwohnung, in der er mit Johanna wohnt, ab.

Hallo Niki, danke, dass wir hier sein dürfen. Wo kommst Du eigentlich ursprünglich her und seit wann lebst Du in Berlin?
Ich komme aus dem Rheinland. Vor 5 Jahren bin ich aus London nach Berlin gezogen, habe aber vor London schon mal zwei Jahre hier gewohnt.


Erzähl uns doch kurz über Deinen Hintergründe und von Deinen vergangenen und zukünftigen Projekten und Ideen.

Ich stamme aus einer Unternehmerfamilie. Habe Immobilienökonomie studiert und arbeite mittlerweile in verschiedenen Bereichen unseres Familienunternehmens, zum Beispiel für den Departmentstore und die Meoclinic in der Friedrichstrasse. Für eine gewisse Unabhängigkeit, und weil es eine andere Art zu arbeiten ist, verfolge ich auch immer etwas Eigenes. Bis Mai diesen Jahres war es zum Beispiel ein Künstlerhaus an der Friedrichstraße mit Studios, Club, und so weiter. Scala hieß das, wahrscheinlich vielen Lesern ein Begriff… Ich plane übrigens gerade ein neues Club-Projekt, um einiges kleiner als das Scala. Lasst Euch überrraschen.

Wann hältst Du eine Projektidee für valide und spannend?
Das ist ein Bauchgefühl bei mir. Das passt sofort und ich verliebe mich in die Idee, oder eben nicht. Diese Ideen müssen natürlich, um Erfolg zu haben, ein paar Kriterien erfüllen. Wie wirtschaftliche Belastbarkeit beispielsweise. Zudem bevorzuge ich es, wenn das Projekt auch intellektuell stimuliert, sei es durch die mitwirkenden Personen, oder eben inhaltlich, oder am besten beides. Aber leider ist das Arbeiten kein Wunschkonzert und man muss eben oft essen, was auf den Tisch kommt.

Wie kommst Du zur Mode und wer sind Deine Lieblingsdesigner?
Richard James ganz klar für Anzüge, keine Frage. Martin Margiela ist großartig. Sehr interessant finde ich den neuen Schub der Japaner, einen extrem kreativen Ansatz haben die Jungs da drüben.


Wieso der Cabinet Store? Wie kommt ihr zu dem Konzept und wer war alles involviert?

Die Idee zum Departmentstore Cabinet stammt von meiner Mutter. Umgesetzt haben wir es gemeinsam mit meiner Freundin Johanna als Projektleiterin. Aber es waren alle unsere Mitarbeiter mehr oder weniger beteiligt, und dass es so gewordenen ist, haben wir der sensationellen Unterstützung des ganzen Departmentstore Teams zu verdanken. Das hat alles wahnsinnig viel Spaß gemacht!


Welche Rolle spielt Deine Freundin Johanna von Boch bei der Ideenfindung und als treibende Kraft des Departmentstores Cabinet?

Johanna ist Projektleiterin, sie war an allen Entscheidungen, welcher Natur auch immer beteiligt und involviert. Sie ist die treibende Kraft und hat unglaublich viele Impulse gesetzt. Die Zusammenstellung der Kollektionen und des ganzen Ladens hat sie aufs Maßgeblichste beeinflusst. Meiner Meinung nach hat sie einfach den Durchblick.


Auf welche repräsentierten Marken seid ihr besonders stolz?

Charles Anastase, Charlotte Olympia, Erin Wasson and RVCA, als auch Opening Ceremony.

Erzähl uns kurz die Geschichte zu der Bilderauswahl und den Postern im Cabinet? Vielleicht auch eine Idee der Gesamteinrichtung?
Die Bilder haben Johanna und unser Creative Director Herr Mau ausgesucht. Ein paar Bilder sind von Johanna und mir, der größte Teil ist aus der Sammlung meiner Mutter. Die Poster stammen aus einem kleinen Laden, den Johanna gefunden hat.

Was war Dein bester Abend in Berlin? Gibt es eine Routine, die sich für Dich im Nachtleben wiederholt?
In letzter Zeit gehe ich nicht so viel aus, ehrlich gesagt. Toll finde ich aber immer die Panorama Bar, Bar 25, Watergate, Felix und den Broken Hearts Club. Aber wie gesagt, in letzter Zeit eher wenig. Ich gehe gerne einen trinken in der Sochu Bar (die besten Drinks der Stadt, nebenbei bemerkt).


Woher kommen die tollen Fotos in Deinem Apartment?

Ich sammle seit ein paar Jahren. Die Fotos stammen aus der ganzen Welt.

An Deinen Ideen und Projekten erkennt man oft einen internationalen/kosmopolitischen Ansatz, der in Berlin sehr gut funktioniert. Gibt es da Vorbilder in anderen Städten, die Dir besonders gefallen?
In erster Linie ist das alles eine Frage der Haltung. Oft kreiert eine Haltung eine Umgebung oder die Umgebung ermöglicht, bzw. provoziert eine Haltung. So sind es überall auf der Welt, wo ich hinkomme, verschiedene Aspekte einer Haltung, die mir imponieren. Aber klar, Marktführer in dem Bereich sind nun mal die größeren Cluster, wie New York, London und Paris. Sehr gut gefällt mir Asien. Wegen der angesprochenen Haltung.

Du hast einen guten Geschmack und bist nah an der Berliner Kunstszene. Welche Galerien kannst Du uns empfehlen?
Micky Schubert, Nature Morte, Galerie Neu, Bortolozzi, Guido Baudach, und es gibt noch einige mehr hier.


Woher nimmst Du Deine Inspirationen?

Das Übliche: Menschen, Reisen, Musik, Kunst und Film. Ich bin von Natur aus neugierig und interessiert. Ich brauche auch immer Ruhe und Abstand, um Dinge zu verarbeiten und inspiriert zu sein. In der Hektik des Alltags ist das allerdings manchmal schwer. Darunter leide ich schon mal.


Nenne uns Deine modischen Vorbilder?

Von meiner Mutter habe ich definitv am allermeisten mitbekommen, so richtige modische Vorbilder kann ich nicht eingrenzen. Es gibt so Vieles, und oft überzeugt mich auch nur ein einziger modischer Aspekt bei einer Person.


Seit wann lebst Du nahe der Friedrichstraße?

Seit 5 Jahren nun schon.

Du hast Gäste aus London – wohin führst Du sie aus oder wo schickst Du Freunde hin, die zum ersten Mal in Berlin sind, damit Sie den besten Eindruck von der Stadt bekommen?
In die Galerien, Museen, und ins Nachtleben. Dafür kommen sie her, daher sollten sie das auch bekommen. Panorama Bar, Bar 25, Broken Hearts Club, Scala hat ja leider mittlerweile geschlossen. Zum Dinner kommt es drauf an, ob ordentlich oder lässig. Ordentlich: Gabriele, Borchardt, Grill Royal, Uma. Drinks gerne in der Odessa Bar oder in Kreuzberg in einer Kneipe. Oder in der Sochu Bar.

Dein Lieblingsplatz/Restaurant in Berlin?
Der China Club.


Welche Musik hörst Du aktuell?

Guy Gerber von Supplement Facts, mein All-Time Favourite ist allerdings Maxi Stamm, auch von Supplement Facts.
Tagsüber höre ich derzeit hauptsächlich Django Reinhardt.


Was sind die meist gespielten Songs in Deinem iTunes?

Meist gespielt Bob Dylan! Von den aktuellen Sachen gefallen mir Bonaparte, Jarvis Cocker, Myriad Creatures und natürlich Arcade Fire gut. Das beste heutzutage, finde ich.

Wir kennen Niki nun seit ungefähr fünf Jahren. Projekte wie das Scala, das Künstlerhaus rund um das Tacheles Theater und auch der Departmentstore waren und sind in der Berliner Kreativlandschaft seit Jahren starke Hausnummern. Wir wünschen weiterhin viel Erfolg mit dem neuen Store und freuen uns auch auf das neue Club-Projekt.

Vielen Dank für das Interview.

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